In den letzten Jahren wurde es seitens einiger Hersteller mehr und mehr Mode eine nicht enden wollende Flut von Sondermodellen auf den Markt zu bringen. Auf der einen Seite ist es ein gutes Marketingmittel, um den Absatz zu steigern, oft Ausstattungsbereinigt mit einigem Mehrwert für den Käufer. Auf der anderen Seite drängt sich bei manchem Hersteller die Frage auf: Gibt es langsam nicht mehr Sondermodelle als Serienfahrzeuge?
Früher waren Sonder- oder Evolutionsmodelle eine Ausnahme. Meist wurden sie zum Zweck der Homologation für den Rennsport gebaut, oder um Rennerfolge zu feiern. Prominente Beispiele dafür sind der BMW M3 Cecotto (E30), Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 EVO 1 und EVO 2, Lancia Delta Integrale EVO I und II oder Porsche 911 Carerra RS 2.7, um nur ein paar zu nennen. Allen gemeinsam ist, dass sie heute sehr teuer geworden sind. Auch besonders ausgestattete Versionen in ungewöhnlichen Farbvarianten außen oder innen, gerne Edition oder Limited genannt, waren früher selten, sind heute aber am Markt gefragter und teurer als die Standardmodelle. So ist beispielsweise ein Mercedes-Benz E500 Limited deutlich teurer als seine Serienbrüder.
Schaut man sich den Markt für ältere Automobile genauer an, stellt man fest, dass der Kauf eines solchen Fahrzeugs vor etlichen Jahren eine gute Investition war. Eine Tatsache, die vor allem den Premiumherstellern sicher nicht verborgen geblieben ist. Nun sei ein Schelm, der Übles dabei denkt, aber der Verdacht, dass die Flut von Sondermodellen auch dem Zweck dienen soll, dem geneigten Kunden diese Fahrzeuge als Spekulationsobjekte von morgen zu teuer verkaufen zu wollen, ist wohl nicht ganz von der Hand zu weisen. Betrachtet man die Preise von einigen Fahrzeuge, die wenige Monate nach ihrer Auslieferung mit teils erheblichem Preisaufschlag wieder zum Verkauf angeboten werden, scheint ihr Plan perfekt aufzugehen. Allerdings erhärtet dies den obengenannten Verdacht ein gutes Stück weiter.
Erweisen die Hersteller sich, dem Kunden und am Ende dem Markt damit ein Gefallen, oder erweisen sie damit nicht nur dem Markt der Zukunft einen Bärendienst? Letztlich gilt das Gebot von Angebot und Nachfrage und wo in der Zukunft ein Käufer ist, der bereit ist für ein solches Fahrzeug den geforderten Mehrpreis zu zahlen, wird auch ein Verkäufer sein. Andererseits kann die Menge der Sondermodelle ebenso gut zu einer Verwässerung des Markts führen, mit der Folge, dass ein limitiertes Modell auf Grund der Masse von limitierten Modellen dieses Fahrzeugs kaum mehr wert sein wird als ein Serienmodell. Genau wissen kann das heute natürlich niemand, aber könnte durchaus lohnenswert sein sich darüber ein paar Gedanken zu machen.