Als der Golf R32 im Juni 2002 das Licht der Welt erblickte konnte er schon auf eine gewisse Tradition der allradgetriebenen Über-Golf zurückschauen. Sein Großvater, der Golf II Limited, von dem nur 71 Stück gebaut wurden, war 1989 erschienen und mit seinen 210 PS damals das Maß der Dinge unter den Kompaktsportwagen. Angetrieben von einem 1.8 Liter großen 16 Ventiler, mit G-Lader zwangsbeatmet, absolvierte er den Sprint auf 100 km/h in 7.4 Sekunden und erst bei 230 km/h war der Vortrieb zu Ende. 1994 erschien dann der Golf III VR 6 Synchro mit 2.9 Liter großem VR6 Motor und 190 PS. Seine Fahrleistungen waren geringfügig schlechter, dafür gab es ihn unlimitiert. Der Golf IV R32 sollte jedoch ein ganz neues Kapitel aufschlagen.
Die Techniker von VW Racing entlockten dem auf 3.2 Liter Hubraum angewachsen VR6 Motor 241 PS und 320 Nm. Drehmoment. Damit stürmte der Golf R32 in 6.6 Sekunden (6.4 Sek. mit DSG ab 2003) auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 247 km/h. Anders als seine Vorfahren sah der Golf R32 so gar nicht mehr Zivil aus. 3 große Lufteinlässe in der tiefgezogenen Frontschürze, verbreiterte Seitenschweller und ein tiefe Heckschürze mit je einem Auspuffrohr links und rechts hoben den R32 von seinen Serienbrüdern ab und verrieten: Hier kommt der stärkste Golf. Wenn man ihn nicht schon vorher an seinem sonoren Auspuffton erkannte. Die Kraftübertragung erfolgte entweder über ein manuelles 6-Gang Getriebe oder das DSG genannte Doppelkupplungsgetriebe, das Schalten ohne Zugkraftunterbrechung ermöglichte.
Auch im Innenraum unterschied sich der R32 nachhaltig von einem normalen Golf. Das reicht von einem Tacho bis 300 km/h über Applikationen aus gebürstetem Aluminium bis zu speziellen Sportsitzen mit ausgeprägten Sitzwangen. Die Serienausstattung der R32 war äußerst umfangreich. Im Grundpreis enthalten waren ESP, Xenon, Klimaautomatik, Sitzheizung, Tempomat und Zentralverriegelung mit Fernbedienung. Mit einem Grundpreis von 31950 € lag er rein mathematisch umgerechnet etwa auf dem Niveau seines Großvaters. Der Golf II Limited kostete 1989 68.500 DM. Für einen Golf übrigens damals eine fast absurde Summe.
Sein Großvater hat es vorgemacht. Der letzte bekannte Verkaufspreis eines Golf II Limited betrug imposante 110.000 €. Natürlich ist es schwierig von einem auf 71 limitierten Sondermodell auf ein 12.000-mal gebautes Serienauto zu schließen. Wir sind dennoch überzeugt, dass der Golf IV R32, wie sein Großvater das Zeug zum Klassiker hat und als Unvernunfts-Golf seinen Weg machen wird. Besonders mit DSG-Getriebe und gerne in einem der knalligen Blautöne. Abträglich dürfte auch nicht sein, dass viele den Golf IV für den Beau unter den Golf-Generationen halten.
Fotos: Volkswagen AG