Helfen mehr Elektroautos dem Erhalt von Neo Classics?

Beobachtet man bewusst den Straßenverkehr, stellt man fest, dass nicht nur die Zahl der Elektrofahrzeuge oder Hybriden zunimmt sondern auch gefühlt die der Fahrzeuge der frühen 2000er Jahre. Natürlich mag diese Wahrnehmung subjektiv gefärbt sein, dass will ich gar nicht Abrede stellen. Dennoch fallen mir die vielen Mercedes-Benz C-Klassen der Baureihe 203, die BMW E46 3-Reihe und noch einige andere vermehrt im Straßenbild auf und unwillkürlich stellt sich die Frage? Wo kommen die denn alle her? Und vor allem in dem Zustand? Denn wider Erwarten sind die meisten keine Rostlauben, bei denen die letzten TÜV-Monate herunter gerockt werden, sondern präsentieren sich in erstaunlich gutem und originalem Zustand, manche sogar mit Saison-Kennzeichen. Jedenfalls soweit ich das im Vorbeifahren beurteilen kann. Irgendwie sind diese Autos fast mehr besonders als die hochpreisigen, leistungsstarken Neo Classics, die ich bei Händlern, Auktionen oder anderen Veranstaltungen im fast abgelaufen Jahr 2023 zur Genüge gesehen habe.

Man könnte nun vermuten, dass es sich bei Fahrzeugen um Erbstücke aus großelterlichem Besitz handelt, die unlängst in die Hände der jugendlicher Erben übergangen sind. Ein Blick darauf wer am Steuer sitzt offenbart sehr oft anderes. Es ist weniger die Gruppe der 20 – 30 jährigen, obwohl diese stark vertreten ist, sondern eher Menschen zwischen 30 und 40, darunter immer mehr Frauen, die erfreulicherweise in die einstige Männerdomäne “rostiges Alteisen” einbrechen.

Natürlich ist es ein Stück weit Kaffeesatz Leserei, aber so weit hergeholt erscheint mir der Gedanke am Ende doch nicht. Greifen diese Menschen in einer Welt die zunehmend digitalisiert wird bewusst zu den noch fast analogen Autos jener Tage? Sicher, diese Generation an Fahrzeugen verfügt schon über CAN-Bus Systeme und jeder Menge Steuergeräte. Trotzdem fühlt sich alle noch beruhigend analog an. Selbst in den Instrumenten bewegen sich zu fast 100% noch Nadeln nach alter Väter Sitte auf und nieder.

Eine andere , durchaus denkbare Variante wäre, dass diese Menschen sich einfach nicht bevormunden lassen wollen und gerade wegen des ganzen politischen und gesellschaftlichen Tamtam rund um die Elektrofahrzeuge ganz bewusst zu solchen Fahrzeugen greifen? Also alles kleine Revoluzzer, widerspenstige Individualisten und bockige Bürger, die sich der scheinbaren Vernunft und den Zeichen der Zeit, so wie sie die aktuelle Politik sieht, verschließen? Letztlich wissen wir es nicht, unmöglich ist es aber nicht.

Am Ende sind das alles Mutmaßungen und bringen keine Antwort auf die eingangs gestellte Frage. Oder vielleicht doch ? Vielleicht lacht die junge Dame in ihrem augenscheinlich sehr gepflegten obsidianschwarzen C320 T Avantgarde, die mir fast täglich entgegenkommt in 20 Jahren über die vielen gestrandeten Elektroautos, während ihre C-Klasse immer noch fährt. Oder Mann mittleren Alters in einer Parallelstraße in seinem E60, der noch stolz das Typenschild 540i trägt? Vielleicht sind das ja die wahren ökologisch Denkenden, die die Dinge erhalten und nicht ständig neue Ressourcen verbrauchen? Wer weiß…

Es würde mich aber nicht wundern, wenn eine weiter stetig steigende Zahl an Elektrofahrzeugendazu führen würde, dass vielleicht einige Menschen mehr als ich mir vorstellen kann, in die “gute alte analoge Zeit” zurückkehren. Jedenfalls automobilistisch. Die Zeit wird es zeigen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert