Bedeuten “mehr Räder” auch “mehr Fahrspass” ?

In meiner Jugend fuhr ich zuerst Kinderwagen (vier Räder), dann Dreirad, dann Fahrrad (zwei Räder). Dann Mofa, Motorrad, Auto. Ganz normal, oder? Moment mal, das erste vierrädrige Fahrzeug trug mich mangels Eigenkompetenz in der Fortbewegung! Bin ich tatsächlich wieder soweit, und das schon lange? Uiuiui…

Nein, da kommt noch unser Sicherheitsbedürfnis dazu: Vier Räder können fast nicht kippen, sind also besser als Dreiräder. Dreiräder stehen von alleine, können grosse Lasten tragen, sind ökonomisch. Zweiräder müssen in das labile Gleichgewicht gebracht werden, das liest sich schon mal gefährlich.

Darum wohl sind so viele vierrädrige Fahrzeuge in Gebrauch. Auch bei mir. Eines der ultimativsten vierrädrigen Fahrzeuge für mich ist der chromlose SL der Baureihe 129 namens SL60. Er ist nun über 20 Jahre bei mir.

Aber wo bleibt eigentlich der Spass? Ja, den hat man im SL60, klar. Aber… Wenn wir mal die trügerische Sicherheit von vier Rädern, Sicherheitszelle, Kurventauglichkeit beiseitelassen, dann kommen beim Nachdenken über den Spass auf zwei Rädern ganz schnell verschiedenste Bilder, vom Rennrad über die Vespa hin zum Motorrad in verschiedensten Ausprägungen. Spass ist dabei jede Menge zu haben. Meine Bilder sind etwa so…

Vor 10 Jahren zog also wieder ein Zweirad bei mir ein. Eine alte, weisse Vespa 150 Sprint von 1970, die ganz ordentlich in Schuss war und mich zum Bäcker für den Sonntagsschwatz, zur Arbeit, in laue Sommerabende trug und die 10 Jahre ohne Schrammen und Blessuren überlebte. Ich übrigens auch…

Vor sechs Jahren schlug das Schicksal dann erneut zu: Ein Dreirad… Das Dreirad, viel belächelt und geschmäht, dabei gibt es auch heute noch grosse Länder, die überwiegend mit dem Dreirad mobilisiert werden wie zum Beispiel Indien. „Die armen Schlucker, wenn sie könnten würden sie Auto fahren“ höre ich da schon den Gedanken. Vielleicht. Aber ein Auto braucht mehr Teile, mehr Verkehrsfläche, kostet mehr in Anschaffung und Unterhalt.

Unterhalt und Steuern sind zwei Schlüsselwörter, welche die Dreiräder auch bei uns noch lange Zeit am Leben liessen; Tempo Dreirad, Bond, die Piaggio Ape, Moto Guzzi Ercole und seit ein paar Jahren auch wieder der Morgan 3-wheeler, der in seiner ersten Version vor über 100 Jahren auf den Markt kam (1910). Yeap der 3wheeler, ein Dreirad, das Personentransport mit Steuerrad mittelmässig kann, dafür in der Kurvenhatz mächtig Spass macht und eine volle Dröhnung Fahrerlebnis im ursprünglichen Sinn bietet. Aufgrund eigener Erfahrung kann ich jedem Fahrspass Suchenden nur empfehlen, mal einen 3wheeler auszuleihen und zu fahren. Helm braucht man nicht, zu fahren ist er mit dem Auto-Führerschein wie ein Cabrio! Warum immer diese Limitierung auf vier Räder?

Nach 10 Jahren Vespa packte mich dann die alte, verschüttete Leidenschaft nach einem richtigen Motorrad wieder und ich tauschte die Vespa gegen eine Triumph Bonneville ein. Übrigens verlor ich bei der Vespa kein Geld, soviel zur Nachhaltigkeit der Investition. Die Triumph ist ein englisches Classic-Bike Baujahr 2012, das nach der Jahrtausendwende neu aufgelegt wurde und klassische Optik und klassisches Fahrvergnügen bietet bei modernster Technik. Heute haben die Dinger Einspritzung, Kat, ABS, verschiedene Fahrmodi usw. Dies bei minimalem Verbrauch, maximaler Fahrfreude ohne dass man in Geschwindigkeitsfallen tappen muss, weil die Bonneville kein Racer ist, sondern ein Cruiser.

Ich bin überzeugt, viele haben aus Sicherheitsüberlegungen vor Jahren dem Zweirad den Rücken gekehrt, dem Dreirad sowieso… Geht hin, traut Euch wieder und habt Spass mit Zweirädern oder Dreirädern. Das Kind im Manne wird jubeln, der Buchhalter übrigens auch, weil so viel Spass bei solcher Werthaltigkeit gibt es bei den Autos kaum.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert