Alpine A110 1.8 DCT

26.01.1973, Rallye Monte Carlo, die berühmte “Nacht der langen Messer”. Der letzte große Auftritt der Alpine A110 1.8 bei der berühmtesten aller Rallyes. Nur Sekunden trennen die beiden in Führung liegenden Werks-Alpine A110 1.8 von Andruet und Andersson. Der Col de la Madone de Gorbio in der letzten Wertungsprüfung bringt die Entscheidung. Andruet fräst mit 15.11 eine Fabelzeit in den schneebedeckten Asphalt der französischen Seenalpen und gewinnt mit 26 Sekunden Vorsprung. Am Ende gelingt dem Werksteam aus Dieppe ein 3-fach Sieg. Einzig der Ford Escort RS 1600 BDA von Hannu Mikkola verhindert auf Platz 4, dass die ersten 5 Plätze an die Alpine A110 1.8 gehen. 34 Jahre später, 5.3. 2017, Salon international de l’auto de Genève. Nach über 20 Jahren bringt Renault wieder, ein zunächst limitiertes, Fahrzeug unter Marke Alpine auf den Markt und das gleich mit der geschichtsträchtigen Bezeichnung A110.

Die Alpine A110 1.8 der Moderne stellt eine mehr als gelungen Neuinterpretation der Rallye-Ikone der späten 60er und frühen 70er Jahre dar. Anders als andere Neuinterpretationen klassischer Automobile ist die Alpine A110 maßvoll gewachsen. Trotz modernen Anforderungen, wie z.B. Fußgängerschutz die zu notwendigen Änderungen zwangen, ist sie sofort als “Enkel” der legendären A110 erkennbar. Verglichen mit der alten A110 (~ 730 Kg) ist sie mit 1100 Kilogramm relativ schwer geworden. Vergleicht man das aber mit der Gewichtszunahme anderer Sportwagen im Laufe der Jahre, ist die A110 heute, wie damals, ein Leichtgewicht. Die 252 PS des turbogeladen 1.8 Liter Motor haben leichtes Spiel mit der A110 und sorgen für beeindruckende Fahrleistungen.

Der größte Unterschied zwischen den Generationen ist die Platzierung des Motors. Während die klassische A110 über einen Heckmotor verfügte, ist bei der neuen A110 der Motor in MIttelmotoranordnung vor der Hinterachse platziert. Eine Maßnahme, die zu einer ausgewogenen Gewichtsverteilung führt, ohne den Charakter des Autos zu sehr zu verändern.

Der Innenraum ist modern gestaltet, ohne überfrachtet zu wirken. Der mittig montiert Bildschirm zeigt bei Bedarf Audio und Navigation an, fungiert als Racetimer oder informiert den Fahrer in Echtzeit über Leistung, Ladedruck oder Motor- und Reifentemperatur. Mit an Bord ist auch eine Klimaanlage. Eine echte Verbesserung für den Fahrkomfort, denn in der alten A110 herrschte nicht nur im Sommer bereits nach kurzer Fahrt eine mehr als mollige Wärme.

Die Frage lautet: Kann die neue Alpine A110 es schaffen einen ähnlichen Kultstatus zu erreichen, wie die alte Berlinette? Sie liefert einige überzeugende Argumente dafür. Fahrdynamisch macht das Fliegengewicht aus Dieppe Spaß, wie kaum ein anderer Sportwagen dieser Preisklasse. Ihr Design ist überzeugend, wenngleich vielleicht weniger ikonisch als das der Ur-A110. Dafür wartet sie mit zeitgemäßem Komfort auf und es genauso wenig ein Maßen-Sportwagen, wie ihre Ahnin. Stammbaum, Eigenschaften, eigentlich sollte das ausreichen um der A110 den Weg als Klassiker von übermorgen zu ebnen.

PS: Vielleicht fällt jemand in Turin zwischen Pasta und Barolo ein, dass die Zeit für eine moderne Interpretation einer anderen Rallye-Ikone gekommen ist. Dem Lancia Stratos.

Fotos: Alpinecars.com

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